Werden wir künftig nur noch elektronische Tests durchlaufen, gescannt und mit Algorithmen vermessen? Wird künftig oder gar schon heute nur noch Personal gesucht und nicht mehr Personen oder gar Persönlichkeiten? Wo bleibt das Ansehen, dass wir in den Augen der Anderen genießen könnten?

„Schau mich an, nimm dir Zeit für mich, nimm mich wahr!“

Im Coaching ist das Prinzip ganzheitlicher Wahrnehmung unverzichtbar. Aber manchmal schaut man sich nur das Sachproblem an und nicht den Menschen, der es mitbringt. Anstatt nur fachlicher Problemlösungen sind für Menschen umfassende Lösungen sinnvoller, die ihre Lebenswelt mit berücksichtigen.

Nach drei Tagen als Aussteller auf der größten deutschen Personalfachmesse und mehreren Rundgängen sprechen wir hier nicht über Mitbewerber. Wir können aber berichten, dass wir der einzige Aussteller waren, an dessen Stand vor einem zum Gespräch einladenden Sofa eine Kerze auf dem Tisch brannte.

Wir waren auch die einzigen, die einen handgeknüpften Teppich mitgebracht hatten, der sonst in unserem Coachingraum liegt. Von vielen wurde dieser Stand als anders und sehr persönlich wahrgenommen und gewürdigt.

Wir stehen eben nicht für Masse und Geschwindigkeit, sondern für entspannende Gespräche, in denen das Ganze reflektiert wird, in denen es um Überblick auf einer Metaebene und um die Wahrnehmung eigener Bedürfnisse und Gefühle geht. Das braucht Abstand und eine Atmosphäre, die Gelassenheit fördert.

Ob jemand als Personal oder als Person gemeint ist, das macht den Unterschied in einer Firma. Ob jemand als Leiter im elektrischen Sinn, als Funktions- und Rollenträger angestellt ist oder aber als Führungspersönlichkeit mit persönlicher Verantwortung für sinnvolle Lösungen, das kann über Erfolg oder Misserfolg eines Projekts oder Unternehmens entscheiden. Davon hängt auch die persönliche Motivation und Lebenszufriedenheit ab.

Zukunft Personal: Was persönliche Führung wirklich kennzeichnet

Persönliche Zukunft bedeutet im gelingenden Fall Wachstum und Reifung an Urteils- und Entscheidungskompetenz. Wachstum des Personals meint im Gegensatz dazu meistens nur einen steigenden Kostenfaktor und größeren Führungsaufwand.

Mit unserem Messestand wollten wir der „Zukunft Personal“ auch ein persönliches Gesicht aufdrücken. Als Führungs- und Coaching-Akademie möchten wir darauf hinweisen, dass Personal immer aus Personen besteht und dass jede Person ihr eigenes Gesicht hat. Motivation muss stets jeden Einzelnen erfassen und einbinden.

Menschen lassen sich vielleicht durch elektronische Tests nach Kriterien ordnen und sortieren, aber sie brauchen auch individuelle Wahrnehmung und Ansprache. Jeder möchte persönlich gemeint sein, jeder persönlich gefragt werden und in seiner individuellen Art gesehen und geschätzt sein.

Das kann nicht gelingen, wenn man hektisch im Flur oder in der Werkstatt aneinander vorbei rennt und sich ein „Hallo, alles gut?“ oder ein „Mahlzeit!“ zuruft. Wahrnehmung und Wertschätzung bedürfen des Innehaltens.

Das symbolisiert in unserem Fall die brennende Kerze. Im Unterschied zur Flamme eines Schweißbrenners brennt sie langsam und leise und entspricht damit mehr der Geschwindigkeit und dem Bedürfnis der Seele, der man sich annähern muss, um einem Menschen persönlich zu begegnen.

Die Frage nach der Zukunft des Personals ist nicht nur eine nach Arbeitsplätzen und Humanität in der Wirtschaft, sondern vor allem eine der Motivation und der verantwortlichen Beteiligung jedes Einzelnen in Unternehmen und in der Gemeinschaft als Ganzer.

Es geht um eine das Wesentliche integrierende ganzheitliche Unternehmens- und Lebenskultur, um Angebote und Möglichkeiten für Identifikation. Das ist letztlich nur Personen möglich, die sich mit dem Sinn einer Tätigkeit und dem von Unternehmenszielen verbinden und ihre Kraft in deren Verwirklichung hinein lenken. Dafür müssen Sie sich persönlich gemeint, wahrgenommen und eingeladen fühlen. Je nachdem, in welcher Position Sie sind ist.

Winfried Prost