Wie wollen wir künftig leben?

Von Winfried Prost

Wie wollen wir jenseits und nach der Coronakrise weiter leben. Soll es wirklich wieder so weiter gehen wie vorher und wollen wir uns immer weiter einem Highlight zum nächsten hetzen lassen?

Wisst ihr noch, wie gewaltsam viele Leute Ihr Leben täglich immer wieder erneut auf die Spitze zu treiben versuchten? Ein Highlight musste das nächste jagen und jedes nächste sollte die bisherigen übertrumpfen. Jeder Supermarkt versuchte mit säuselnd betörenden Melodien jeden Kummer und jede Traurigkeit zu vertreiben und die Kauflust und Einkaufswonne zu steigern, jeder Vergnügungspark versprach, mit Panik auslösenden Achterbahnfahrten den Reiz romantischer Reisen durchs Gebirge zu toppen, Nervenkitzel musste jede Sekunde sein. Blockbuster simulierten große Gefühle, erzeugten vibrierende Hochspannung, schockierten, und simulierten Höhepunkte und fraßen dabei nur unsere Zeit und Aufmerksamkeit auf, – und wir schauten sie freiwillig an!

Aus schierer Angst etwas zu verpassen, aus Panik nicht dabei gewesen zu sein und das Neuste, Beste, Schrillste, Geilste zu verpassen,  pressten wir unsere Geldbeutel leer, hetzen der Zeit hinterher, ließen Freundschaften und Beziehungen verkümmern, dichten keine Liebesgedichte mehr und unsere Schlafzeiten schrumpften auf ein existenzgefährdendes Minimum.

Wie war es doch noch mit dem Turmbau zu Babel? Immer noch eins oben drauf gelegt. Genauso war es an der Börse, man pokerte mit und zockte auf den nächsten Höhenflug des Dax-, des Dow-Jones- oder des Nikkei-Index und kaufte sich schon das nächstcoolere E-Auto auf Leasing oder Kredit.

Miteinander und gegeneinander rasten wir rastlos um die Wette, machten immer größere Sprünge für noch höhere Karrieresprünge und „batsch!“ klebte man vielleicht dann doch irgendwann mit einem Burnout selbst an der Wand oder setzt sein Auto dagegen.

Vielleicht platzte die Blase auch zuerst in der Firma und man wurde gemobbt, gefeuert oder sonst wie erniedrigt.

Oder zu Hause platzte einem der Kragen und die Beziehung zerbarst, und brach dann überraschend und fast nur so nebenbei weg. Denn es musste ja weitergehen.

Vielleicht wünschte man dann doch manchmal einen Coach oder Therapeuten  für Gespräche, für die man dann doch keine Zeit haben wollten, , aber praktischer und billiger gegen jegliche Form von sich auftürmenden Depressionen waren dann doch ein paar stimmungsaufhellende Medikamente oder Drogen. So brauchte man die Jagd nach den Seifenblasen nicht abzubrechen, sondern konnte sich weiter via Tinder von einem Fuck zum nächsten Seelenfrust durchknallen oder durchpeitschen lassen.

Dass die Welt dabei kaputt ging, war kollateral. Was jeder alles an Schätzen mit Bohrern, Baggern, Hochöfen oder chemischen Lösungsmitteln aus ihr herauspresste, oder mit Vergnügungsabfall vergiftet und vergast hat, das vergaß man am besten am lustigen Smartphone bei Facebook, Instagram, Whatsapp oder Youtube, besonders wenn man Greta da heulen sehen und über sie lachen konnte.

Witzig geilte sich die Welt zugrunde, während Donald, der Oberteufel heimtückisch grinste und sich für den Größten der Welt hielt. Und das Zurecht! Denn an die Möglichkeit von Teufelsaustreibungen glaubte ja nicht einmal mehr der Papst. Der stand jetzt einsam und irrlichternd auf dem römischen Petersplatz und schaute trostlos traurig auf die Welt. Es war und ist auch tragisch um sie bestellt.

Aber kitzeln uns Highlight-Junkies nicht auch heute noch die grässlichsten Nachrichten der Welt als geile Kontraste zu den fantastischen Highlights unserer digital animiert artifiziellen künstlichen Disney-World? Sehnen wir uns nicht wie Drogensüchtige auch nach den Deep-Darks von Krieg, Seuche und Flüchtlingsterror? Erscheinen uns unsere Highlights neben den Abgründen des Grauens nicht nur noch höher, krasser und geiler?

Nicht nur 12.000 Daxpunkte über Ground Zero sollten es sein, sondern 15 – 20.000 erhöht über der Hölle. Wie freut es die Zombies beim Tanz der Vampire, Es geht ihnen gut, sie werden sich nicht beklagen.

Schon lange am Abgrund balancierend, steigt jetzt dystopisch aus den Horrorfilmen der Nacht Corona-Real zur schwarzmagischen Krönung des Teufels aus den Sümpfen des Nirgendwo und lehrt uns endlich das Fürchten. Das echte Gruseln gibt‘s nämlich doch.

Die Vergnügungsindustrien sind jetzt als erstes abgeräumt worden. Die krasse und grenzenlos weite Freiheit zudem. langsam schleicht die Panik wie ein nächtlicher Nebel aus dem modrigen Moor an uns hoch.

Jetzt werden wir erstmals wieder besinnlich und erinnern uns vielleicht sogar an den Tod.

Natürlich sorgen wir uns zuerst um den Tod von Firmen, Aktien, Währungen, Freiheiten und unmöglichen Möglichkeiten. Vielleicht auch um Freunde und Angehörige.

Aber ganz am Rande dämmert es uns: Es geht auch um uns selbst. Es geht auch um mich und um dich. Sorgen wir uns um unser eigenes Leben? Fürchten wir doch den leiblichen Tod? Und fragen wir nicht auch etwas heimlicher nach dem Tod unserer Seelen?

Haben wir unsere Seelen nicht längst schon vielfach verloren, betäubt, verseucht, vergessen oder verkümmern lassen!? Haben wir sie nicht wegen ihrer Zweifel, ihrem Widerstand gegen all diesen krankhaften Mainstream und wegen ihren anderen himmelwärts stürmenden Sehnsüchten, die uns lästig wurden, längst wie Ballast bei einer Ballonfahrt weit von abgeworfen?

Wie steht es denn um unsere uns leidenschaftliche Liebesfähigkeit, um unsere Fähigkeit an Liebeskummer noch wirklich zu leiden? Wie steht es um unsere uns aufwühlenden Fantasien, um unsere wilde, freie und glücksüberströmende Aufbruchsenergie? Wo sind unsere echte innere Zuversicht und unser frisch fröhlicher Lebensmut?

Wer sind wir blind gewordenen blinden Passagiere der Tourismusindustrie denn noch? Was ist das für eine Sehnsucht nach der Ferne, wenn jede Fernreise „husch“ über Nacht in immer gleichartigeren Ferienclubs landet?

Wo sind unser Forschergeist und unsere kindlich faszinierte Neugier, wenn wir doch immer nur an den Hotspots landen, wo jährlich Millionen Touristen zu horrenden Ticketpreisen in Schlange stehen?

„Geh deine eigenen Wege“, „Mensch, sei frei“, „Geh in dich selbst“, sagen Buddha, Jesus, Govinda und alle Weisen. Und sie lehren: „Nicht draußen findest du das Glück, egal wie du jagst und dich hetzt. Drinnen in dir, in deiner Seele, nur da kannst du Ruhe und Frieden finden, nur da Erleuchtung und wahres Glück!“

Und du wirst staunen, wie wenig du dafür brauchst. Bestimmt keine Gehaltserhöhung. Aber eine Erhöhung deines Energielevels zum Schweben auf Wolke sieben, zum Entdecken wahrer Begeisterung, die ist da drin. Die ist als Potential in dir drin.

Echt, Mann, echt, Frau, davon ist wirklich noch eine ganze Menge für dich drin!

Das solltest du rauslassen.

Fang an und habe Mut, schau dich an und liebe dich selbst, erhebe dich und lass dich von deiner Seele erheben! Lass ihr Flügel wachsen und breite sie aus.

Wir fliegen voraus und grüßen dich

Winfried und Dawid